Glattrand-Weichschildkröten, Apalone mutica, – © Michael V. Plummer

Janzen - 2009 - 01

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Janzen, F. J. & D. A. Warner (2009): Parent-offspring conflict and selection on egg size in turtles. – Journal of Evolutionary Biology 22(11): 2222-2230.

Der Eltern-Nachwuchs-Konflikt und die Selektion der Eigröße bei Schildkröten

DOI: 10.1111/j.1420-9101.2009.01838.x ➚

Schnappschildkröte, Chelydra serpentina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Schnappschildkröte,
Chelydra serpentina,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Es gibt eine Abwägung zwischen der Größe des Nachwuchses und der Anzahl der Nachkommen, die einen Konflikt zwischen den Bedürfnissen der Eltern und denen des Nachwuchses darstellen kann. Denn die Eigröße wird durch die Gelegegröße begrenzt, wobei es nicht immer so sein muss, dass die für die Schlüpflingsfitness optimale Eigröße unbedingt gleich zu der sein muss, die maximal für die Fitness der Elterntiere ist. Wir untersuchten die Eigröße bei drei Schildkrötenarten (Apalone mutica, Chelydra serpentina und Chrysemys picta), um zu analysieren, ob die optimale Eigröße bezogen auf die Schlüpflinge sich von der auf die Muttertiere bezogene unterscheidet. Obwohl generell der Schlupferfolg bei größeren Eiern höher lag, variierte die Form der Selektion. In den meisten Fällen lag die Eigröße, die die Nachwuchsfitness maximierte, höher als die, die die Fitness der Muttertiere maximierte. Wir fanden eine Übereinstimmung mit der Optimal-Theorie, wobei die mittlere Eigröße in einer Population näher an der Eigröße liegt, die die mütterliche Fitness maximiert, im Vergleich zu jener, die die Schlüpflingsfitness maximiert. Diese Ergebnisse liefern Belege dafür, dass Selektion die Fitness der Mütter maximiert, um ein ausgeglichnes Verhältnis zwischen Eigröße und Eianzahl einzustellen.

Chrysemys picta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Zierschildkröte, Chrysemys picta,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich um eine sehr theoretische Studie, die das belegt, was jeder Züchter kennt. Denn da die Eigröße von der Beckenmorphologie der Weibchen abhängt, können Eier nur maximal so groß sein, dass sie noch abgelegt werden können. Letzteres ist mit ein Grund, warum sehr alte und große Weibchen meist wesentlich größere Eier legen als Jungweibchen, die ihre Erstgelege absetzen. Auch das macht Sinn, denn welchen Selektionsvorteil hätte es, die Weibchen an Legenot eingehen zu lassen, bloß weil die Eier zu groß ausgefallen sind? Das ist auch mit ein Grund, warum gerade alte Weibchen, die große Eier legen, so wichtig für den Erhalt einer Population sind, weil bei ihnen auch der Schlupferfolg und die Schlüpflingsgröße höher liegen, d. h. bei ihnen nähert sich die Optimaleigröße für Schlüpflings- und Maternalefitness eher an, als es noch bei Jungweibchen der Fall ist. Allerdings hat auch die Umwelt einen Einfluss auf die Schlüpflingsgröße, wie etliche Arbeiten zeigen (Bertolero et al. 2007 a,b, Du et al. 2007; Litzgus & Mousseau 2006, 2008). Nicht zuletzt sollte man aber auch berücksichtigen, dass sich langlebige Spezies oft nach der sogenannten „Bed hatching Theorie“ (Litzgus et al. 2008) fortpflanzen, und man somit nicht davon ausgehen kann, dass die Weibchen im jeweiligen Untersuchungszeitraum die Reproduktionsphase für so erfolgreich ansehen, als dass sie wirklich versuchen würden, alle Ressourcen in den Nachwuchs und eventuell maximal mögliche Eigrößen und -zahlen zu investieren.

Literatur

Bertolero, A. J.-P. Nougarède, M. Cheylan & A. Marín (2007): Breeding traits of Hermann's tortoise Testudo hermanni hermanni in two western populations. – Amphibia-Reptilia 28(1): 77-85 oder Abstract-Archiv.

Bertolero, A., M. Cheylan & J.-P. Nougarede (2007): Increase of the fecundity in Hermann's Tortoise Testudo hermanni hermanni in insular conditions: an opposite case of the insular syndrome? – Revue d'Ecologie – La Terre et la Vie 62(1): 93-98 oder Abstract-Archiv.

Du, W.-G., L.-J. Hu, J.-L. Lu & L.-J. Zhu (2007): Effects of incubation temperature on embryonic development rate, sex ratio and post-hatching growth in the Chinese three-keeled pond turtle, Chinemys reevesii. – Aquaculture (1-4): 747-753 oder Abstract-Archiv.

Litzgus, J. D., F. Bolton & A. I. Schulte-Hostedde (2008): Reproductive output depends on body condition in spotted Turtles (Clemmys guttata). – Copeia 2008(1): 86-92 oder Abstract-Archiv.

Litzgus, J. D. & T. A. Mousseau (2003): Multiple clutching in southern spotted turtles, Clemmys guttata. – Journal of Herpetology 37(1): 17-23 oder Abstract-Archiv.

Litzgus, J. D. & T. A. Mousseau (2006): Geographic variation in reproduction in a freshwater turtle (Clemmys guttata). – Herpetologica 62(2): 132-140 oder Abstract-Archiv.

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