Harris - 2009 - 01

Harris, J. R., D. Bergmire-Sweat, J. H. Schlegel, K. A. Winpisinger, R. F. Klos, C. Perry, R. V. Tauxe & M. J. Sotir (2009): Multistate Outbreak of Salmonella Infections Associated With Small Turtle Exposure, 2007-2008. – Pediatrics 124(5): 1388-1394.

Ein durch den Umgang mit kleinen Schildkröten verursachter Ausbruch von Infektionen mit Salmonellen in mehreren Staaten.

DOI: 10.1542/peds.2009-0272 ➚

Ausgangspunkt und Ziel: Schildkrötenassoziierte Salmonellose wurde zunehmend 1960 in den USA festgestellt, was schließlich 1975 zu dem Verkaufsverbot von Schildkröten führte, deren Carapaxlänge kleiner als 4 Inch ist. Obwohl es immer wieder sporadische Berichte über eine schildkrötenassoziierte Salmonellose gab, sind richtige Ausbrüche der Infektion selten. Im September 2007 gab es jedoch etliche Patienten mit Salmonella enterica Serotyp Paratyp B var. Java Infektionen, die berichteten, kürzlich mit Schildkröten Kontakt gehabt zu haben. Somit leiteten wir eine Untersuchung ein, um die Herkunft und das Ausmaß der Infektion zu erfassen.
Patienten und Methoden: Patienten mit Salmonella Paratyp B var. Java Infektionen, die in der spezifischen Gepulsten-Feld-Gel Elektrophorese das Muster des Stammes zeigten, der für den Ausbruch verantwortlich war, und deren Erkrankung zwischen Mai 2007 und Januar 2008 einsetzte, wurden mit normalen gesunden Kontrollen verglichen. Es wurde zudem die Exposition zu Reptilien und das Wissen um eine Beziehung zwischen Reptilien und Salmonelleninfektionen erfasst. Ebenso wurden die Größe der vorhandenen Schildkröten und die Anschaffungs- bzw. Kaufdaten festgestellt.
Resultate: Wir identifizierten 107 Patienten, die vom Ausbruchsstamm infiziert waren. Das durchschnittliche Alter der Patienten lag bei 7 Jahren, davon wurden 33 % in ein Krankenhaus eingeliefert. Siebenundvierzig (60 %) von 78 Patienten, die befragt wurden, hatten etwa eine Woche vor Krankheitsbeginn Kontakt mit Schildkröten. In 41 Fällen (87 %) handelte es sich um kleine Schildkröten, und 16 (34 %) waren in Zoohandlungen gekauft worden. In der Fall-Kontrollstudie berichteten 72 % von 25 Patienten, dass sie eine Woche vor Krankheitsausbruch mit Schildkröten in Kontakt gekommen waren, bei den normalen Kontrollen waren dies nur 4 % von 45 Kontrollprobanden (matched odds ratio [mOR]: 40.9 [95 % confidence interval (CI): 6.9-unbounded]). Sieben (32 %) von 22 Patienten versus 11 (28 %) von 39 Kontrollen wussten um den Zusammenhang zwischen Reptilienexposition und Salmonella-Infektion (mOR: 1.3 [95 % CI: 0.4-4.6]).
Schlussfolgerungen: Wir beobachteten eine strenge Beziehung zwischen Schildkrötenexposition und Salmonelleninfektion im Zusammenhang mit diesem Ausbruch der Erkrankung. Ebenso zeigte sich, dass kleine Schildkröten trotz des Verkaufsverbotes regelmäßig verkauft werden und dass sie ein Gesundheitsrisiko darstellen, insbesondere für Kinder. Viele Leute sind sich zudem nicht im Klaren darüber, dass es einen Zusammenhang zwischen Reptilien und Infektionen mit Salmonellen gibt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Siehe Kommentare zu Boehme et al. (2009) und Van Meervenne et al. (2009).

Literatur

Boehme, H., A. Fruth & W. Rabsch (2009): Reptile-associated Salmonellosis in Infants in Germany. – Klinische Pädiatrie 221(2): 60-64 oder Abstract-Archiv.

Van Meervenne, E., N. Botteldoorn, S. Lokietek, M. Vatlet, A. Cupa, M. Naranjo, K. Dierick & S. Bertrand (2009): Turtle associated-Salmonella septicaemia and meningitis in a two month-old baby. – Journal of Medical Microbiology 58(10): 1379-1381 oder Abstract-Archiv.