Haitao - 2007 - 01

Haitao, S., J. F. Parham, M. Lau & T.-H. Chen (2007): Farming Endangered Turtles to Extinction in China. – Conservation Biology 21(1): 5-6.

Gewerbliche Zucht stark bedrohter Schildkröten bis zu deren Ausrottung in China.

DOI: 10.1111/j.1523-1739.2006.00622_2.x ➚

Großkopfschildkröte, Platysternon megacephalum, – © Hans-Jürgen Bidmon
Großkopfschildkröte,
Platysternon megacephalum,
© Hans-Jürgen Bidmon

Dieser „Letter“ hat kein Abstract, deshalb hier eine kurze Zusammenfassung:

Die Autoren beschreiben einleitend unter Zitierung der bislang erschienen Literatur die immer noch stark anhaltende Nachfrage nach Schildkröten zur Ernährung und für die traditionelle Medizin, die die noch wild lebenden Bestände in China und seinen Anrainerländern bedroht. Es wird im Folgenden speziell darauf verwiesen, dass die internationalen Erhaltungsmaßnahmen gerade durch Schildkrötenfarmen behindert werden, wobei auf noch unveröffentlichte Untersuchungen des Provincial Forestry Bureaue for Endangered Species Import and Export Management Office of China verwiesen wird, in denen etwa 1000 Schildkrötenfarmen mit einem Wert von etwa einer Milliarde US Dollar gelistet sind. Es wird im Weiteren ausgeführt, dass es gerade diese Farmen sind, die als Aufkäufer wild lebender, illegal gesammelter Schildkröten auftreten, um ihre Zuchtgruppen möglichst schnell mit adulten Tieren aufstocken zu können. Ebenso hat sich gezeigt, dass die Reproduktionsrate bei vielen der Farmtiere relativ schnell sinkt, was zum Zukauf von Wildfängen führt, um damit die Reproduktionsraten hochzuhalten. Auch dienen die Farmen dazu, den Handel mit Wildfängen zu legalisieren, indem Arten als Nachzuchten deklariert werden, deren Zucht bislang nicht nachzuweisen ist, wie am Beispiel der Großkopfschildkröte, Platysternon megacephalum zu beobachten sei. Mit der rapiden Abnahme der eigenen Bestände gehen die Farmen auch zunehmend dazu über, nordamerikanische Arten der Gattungen Chelydra (Schnapp-), Macrochelys (Geier-) und Trachemys (Schmuckschildkröten) zu züchten, die sich besser vermehren, aber auch als fremde Arten zur Faunenverfälschung beitragen. In diesem Zusammenhang verweisen die Autoren ganz gezielt darauf, dass erst die Zukunft zeigen muss, ob Schildkrötenfarmen zur Arterhaltung und zum Erfolg von Erhaltungsprogrammen beitragen, aber dass die Interessen und Ziele der Farmer zurzeit in die entgegengesetzte Richtung gerichtet sind. Selbst wenn diese Schildkrötenfarmen sich positiv entwickeln und zur Erhaltung beitragen würden, hätte China immer noch ein kulturelles Problem, denn gerade die traditionelle chinesische Medizin propagiert die Wirksamkeit von Wildtierprodukten, und dieses Bewusstsein ist sehr tief verankert. Dieses Bewusstsein trägt auch heute noch dazu bei, dass die Preise für Wildfänge und die damit zu erzielenden Gewinne sehr viel höher liegen als für Farmzuchten. Gerade dadurch hat bis heute das starke Absammeln wild lebender Bestände keineswegs abgenommen. Zum Abschluss wird diskutiert, dass das wirtschaftlich schnell wachsende China mit den Schildkrötenfarmen kapitalistische Ziele zur schnellen Gewinnmaximierung verfolgt und dabei die Erhaltung der Biodiversität hinten anstellt. Es werden schöne bildhafte Beschreibungen gegeben, wie sich die Schildkrötenfarmen als „falsche Archen“ hervortun, indem sie die letzten wild lebenden Exemplare aufkaufen, zusammenschmeißen, züchten und zur Fleischgewinnung und Suppenherstellung vermarkten. Es wird darauf verwiesen, dass nur noch ein massives und radikales Eingreifen der chinesischen Regierung bezüglich der Regulierung und Überwachung der Farmen das Schlimmste verhindern kann und dass die Zukunft der Schildkröten nicht besser aussieht, als wir es von anderen Wildtieren wie Krokodilen, Schlangen und Bären her kennen. Etwas zynisch erwähnen die Autoren im Schlusssatz, dass chinesische Schildkrötenfarmen ein transientes, vorübergehendes Phänomen darstellen, das letztendlich durch ein permanentes Phänomen ersetzt werden wird; nämlich der permanenten Ausrottung.

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