Papua-Weichschildkröte, Carettochelys insculpta, – © Hans-Jürgen Bidmon

Eisemberg - 2014 - 01

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Eisemberg, C.C., M. Rose, B. Yaru & A. Georges (2014): Spatial and temporal patterns of harvesting of the Vulnerable pig-nosed turtle Carettochelys insculpta in the Kikori region, Papua New Guinea. – Oryx 49(4): 659-668.

Das räumliche und zeitliche Muster des Absammelns der gefährdeten Papua-Weichschildkröte Carettochelys insculpta in der Kikoriregion, Papua Neuguinea.

DOI: 10.1017/S0030605313001646 ➚

Papua-Weichschildkröte, Carettochelys insculpta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Papua-Weichschildkröte,
Carettochelys insculpta,
© Hans-Jürgen Bidmon

Das Management der Wildtiernutzung durch Menschen, die noch zum Teil traditionelle Lebensweisen praktizieren, ist meist erfolgreicher, wenn die Beziehungen dieser traditionell lebenden Gemeinschaften mit ihrer Umwelt gut verstanden werden. Wir kartierten daher die Jagdgründe für die gefährdete Papua-Weichschildkröte, Carettochelys insculpta für sechs verschiedene Sprachregionen innerhalb der Kikoriregion von Papua Neuguinea, und wir verglichen die Bejagungsparameter zwischen den verschiedenen Arealen und Sprachgruppen, wo immer es möglich war, zwischen den Zeiträumen 1980-1982 und 2007-2009. Der räumliche Einfluss in Bezug auf die Jagdmethoden lag meist begründet in der örtlichen Nähe zu dem Verbreitungsgebiet der Schildkröten. Außerhalb des Kikorideltas konnten keine juvenilen Schildkröten (< 20 cm gerade Carapaxlänge) gefunden werden, was nahelegt, dass das Delta der Nahrungsgrund für die Schildkröten darstellt. Im Gegensatz dazu wurden nistende Weibchen nur stromaufwärts auf den Ufersandbänken gefangen. Zwischen den verschiedenen Stämmen kam es zu zeitlichen Unterschieden für die Bejagung der Schildkröten, die sich durch die unterschiedlichen Beschäftigungsmöglichkeiten der Stammesmitglieder erklären. Um den Rückgang der Papua-Weichschildkröten in der Kikoriregion zu stoppen, empfehlen wir insbesondere den Schutz der Niststrände und des Nahrungsgrunds zusammen mit einer Überwachung der Population und der Jagd. Gleichzeitig sollten die Stämme, die ganz speziell Schildkröten jagen und auf deren Konto etwa 81 % der gefangenen Schildkröten gehen, strikter reguliert werden. Allerdings sollten diese Schutzmaßnahmen alle sechs Sprachgruppen unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Bejagungszeiten mit einschließen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Mich würde dabei die Frage interessieren, ob diese traditionell lebenden einheimischen Stämme wirklich nur für sich die Schildkröten bejagen, wie sie es vielleicht in nachhaltiger Weise schon seit Jahrhunderten taten, oder ob nicht ein Großteil der heutigen Fänge für einen Zuverdienst durch den Export der Schildkröten getätigt wird. Denn für mich bleibt es schwer zu verstehen, warum gerade traditionelle Bejagungsmethoden, die es wahrscheinlich schon seit Hunderten von Jahren gibt und nie zum Verschwinden der Schildkröten geführt haben, heute plötzlich zur Bedrohung werden. Das kann doch eigentlich nur zwei Gründe haben: Entweder die Lebensräume der Schildkröten sind durch andere Maßnahmen wie Niststrandbebauung, Uferbegradigungen usw. so verschlechtert worden, dass die Bestände sowieso am Limit existieren, oder die Bejagung verfolgt heute andere Ziele (und andere Mengen) als die Ernährung der Stammesmitglieder.

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