de Lapparent de Broin - 2006 - 01

de Lapparent de Broin, F., R. Bour, J. F. Parham & J. Perälä (2006): Eurotestudo, a new genus for the species Testudo hermanni Gmelin, 1789 (Chelonii, Testudinidae). – Comptes Rendus Palevol 5(6): 803-811.

Eurotestudo, eine neue Gattung für die Arten von Testudo hermanni Gmelin, 1789 (Chelonii, Testudinidae).

DOI: 10.1016/j.crpv.2006.03.002 ➚

Die neue Gattung wurde kreiert, um die Arten aus der hermanni-Gruppe zusammenzufassen, denn sie bilden innerhalb der Gattung Testudo s. l., (im weiteren Sinne) eine palearktische Gattung, die konsequenter Weise sowohl von Testudo s. s. (im engeren Sinn) und Agrionemys abgrenzbar ist. Eine vorläufige kladistische Analyse der osteologischen Charakteristika (Skelettmerkmale) einschließlich der Befunde von fossilen Spezies zeigt deutlich die Aufspaltung in drei Linien, die wahrscheinlich seit dem Oligozän, aber sicher seit dem oberen Miozän bestehen. Die Diagnose der neuen Gattung basiert auf der Sammlung mehrerer Merkmale. Die Hauptstadien (Veränderungen), die während der Evolution zu diesen drei Linien führten, werden beschrieben. Wir beschreiben ebenso die externen Charakteristika (äußere Merkmale) der ausgestorbenen Spezies, die diagnostischen Wert besitzen. Allerdings sind die phylogenetischen Beziehungen zwischen den (aufgespaltenen) Gattungen noch nicht definitiv ausgearbeitet.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher eine ausführliche interessante Arbeit zur Evolution und phylogenetischen Entwicklung sowie der eventuellen Aufspaltung innerhalb des Testudo-Komplexes. Allerdings bin ich auch hier skeptisch, ob diese Merkmalsanalysen wirklich eine neue Gattung rechtfertigen. Die meisten der morphologischen Skelettveränderungen könnten auch in einem Zusammenhang mit der ökologischen Einnischung und Anpassung entstanden sein, die wir gerade für die fossilen Spezies gar nicht oder nur schwer interpretieren können. Insofern mag es zwar sinnvoll sein, den heute weit gefassten Testudo-Komplex differenzierter und unter Einbezug der geographischen Aspekte zu betrachten, aber ob sich daraus wirklich gleich eine neue Gattung rechtfertigt, bedarf wohl auch noch einiger Befunde auch aus der Molekulargenetik.