Galapagos-Riesenschildkröte, Chelonoidis nigra, wird mit einem Apfel aus der Unterkunft gelockt – © Hans-Jürgen Bidmon

Chiari - 2011 - 01

Chiari, Y. & J. Claude (2011): Study of the carapace shape and growth in two Galápagos tortoise lineages. – Journal of Morphology 272(3): 379-386.

Studium der Carapaxform und des Wachstums bei zwei Linien der Galapagosschildkröten.

DOI: 10.1002/jmor.10923 ➚

Galapagos-Riesenschildkröte, Chelonoidis nigra, – © Hans-Jürgen Bidmon
Galapagos-Riesenschildkröte,
Chelonoidis nigra,
wird mit einem Apfel
aus der Unterkunft gelockt
© Hans-Jürgen Bidmon

Galápagosschildkröten zeigen zwei Hauptformen des Panzers, die Domform und die Sattelform, die mit ihrer biogeographischen Vergangenheit dieser Speziesgruppen einhergeht. Allerdings verhinderte das Fehlen von Beschreibungen zu morphologischen Unterschieden der Panzer zwischen und innerhalb von Populationen das Verständnis darüber welche evolutionären Kräfte wirken und welche potentielle Rolle die Ontogenie (Körperentwicklung / Wachstum) im Bezug auf die Entwicklung der Panzerform spielt. Hier analysieren wir zwei Linien der Galapagosschildkröten die die Insel Santa Cruz besiedeln, durch geometrische – Morphometrie in Kombination mit einer Photogrammetrie 3D Rekonstruktionsmethode bei einer Auswahl von Landschildkröten unterschiedlichen Alters (von juvenil bis adult). Das Ziel dieser Studie ist die Beschreibung der für die taxonomische Zuordnung wesentlichen, morphologischen Kriterien des Carapax unter Berücksichtigung von bestimmenden Faktoren, wie den morphologischen Veränderungen die sich während des Wachstums ergeben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass trotz der Gemeinsamkeiten im Wachstumsmuster und den damit zu beobachtenden gekoppelten morphologischen Veränderungen während des Wachstums, sowohl die beiden Linien als auch deren Geschlecht auf der Basis bestimmter distinkter Carapaxkriterien zu identifizieren sind. Die Linien unterscheiden sich durch die Form der Wirbel und der Pleuralschilde (Rippenschilde) (speziell in Bezug auf deren Breite), wobei eine Linie eine mehr komprimierte Carapaxform hat, während die andere einen mehr verlängerten und seitlich aufgeweiteten Carapax zeigt. Das erste Wirbelschild ist hier höher positioniert. Zudem haben Weibchen einen längeren und breiteren Carapax als Männchen. Letztendlich verändert sich die Carapaxform mit dem Wachstum, wobei während der späten ontogenetischen Entwicklung die Wirbelschilde schmaler und die Rippenschilde größer werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich um eine sehr schöne morphometrische Studie, die einem auch ein paar Anregungen liefert auf was man bei juvenilen Landschildkröten in Bezug auf die Geschlechteridentifizierung achten könnte, auch wenn damit nicht gesagt ist, dass diese hier beschrieben Unterschiede auch auf andere Arten direkt übertragbar sind. Aber wie gesagt man lernt nie aus und auch diesbzgl. lässt sich etwas dazulernen. Siehe zum Vergleich auch Valenzuela et al. (2004).

Literatur

Valenzuela N., D. C. Adams, R. M. Bowden & A. C. Gauger (2004): Geometric morphometric sex estimation for hatchling turtles: A powerful alternative for detecting subtle sexual shape dimorphism. – Copeia 2004(4): 735-742 oder Abstract-Archiv.

Galerien