Glattrückige Schlangenhalsschildkröte, Chelodina longicollis, – © Stefan Thierfeldt

Chessman - 2022 - 01

Chessman, B. C. (2022): The value of artificial farm ponds to Australian eastern long-necked turtles. – Hydrobiologia volume 849(1): 113–120.

Der Wert von künstlich angelegten Farmteichen für die australische Östliche Schlangenhalsschildkröte.

DOI: 10.1007/s10750-021-04715-6 ➚

Glattrückige Schlangenhalsschildkröte, Chelodina longicollis, – © Stefan Thierfeldt
Glattrückige Schlangenhalsschildkröte,
Chelodina longicollis,
© Stefan Thierfeldt

Künstlich angelegte Feuchtgebiete könnten möglicherweise den Verlust an natürlichen Feuchtgebieten zum Teil in Bezug auf die aquatische Biodiversität kompensieren. Allerdings gibt es bislang keine Informationen darüber wie ein relativer Wert von künstlich angelegten Feuchtgebieten im Vergleich zu den natürlichen Feuchtgebieten für Süßwasserschildkröten aussieht. Ich erstellte hier eine Gegenüberstellung der Populationsstrukturen, sowie die Ernährung und das Körperwachstum für die australische Östliche Schlangenhalsschildkröte (Chelodina longicollis), die künstlich angelegte Teiche oder natürliche Teiche innerhalb von einer Agrarlandschaft besiedeln. Die Schildkrötenpopulationen in den künstlichen Teichen zeigten eine wesentlich einheitlichere Größenklassenverteilung und es gab einen deutlich höheren Anteil an Jungschildkröten als in den Populationen der natürlichen Teiche was nahelegt, dass die künstlichen Teiche sich zu wichtigen Lokalitäten für den Populationszuwachs herausstellen könnten. Die Ernährung variierte nur minimal zwischen den beiden Teichtypen, wobei es sich hauptsächlich um Wasserinsekten handelte. Allerdings lag das Körperwachstum und dessen Geschwindigkeit bei den juvenilen Schildkröten in den künstlichen Teichen im Durchschnitt höher, vermutlich, weil die künstlichen Teiche wesentlich permanentere Wasserkörper darstellten im Vergleich zu den natürlichen Feuchtgebieten. Diese Befunde lassen vermuten, dass künstlich angelegte Farmteiche wertvolle Habitate für C. longicollis bieten was wesentlich zur Erholung der Gesamtpopulation beitragen kann und was möglicherweise die Verluste die von eingeschleppten Prädatoren und durch Straßentod verursacht werden kompensieren könnte.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher mag der Autor mit seiner Schlussfolgerung durchaus richtigliegen, aber die Frage wie lange es dauern würde bis auch die künstlich angelegten Teiche von Prädatoren heimgesucht werden bleibt noch unbeantwortet. Denn künstlich angelegte Teiche stellen ja erstmal einen ganz neuen Lebensraum dar der erst besiedelt werden muss. Letzteres zeigt sich ja auch an der wesentlich einheitlicheren Populationsstruktur, da die meisten Schildkröten von den neu eingewanderten oder eingesetzten Gründerindividuen abstammen dürften. Wobei auch die Ernährungssituation für die Jungtiere besser sein dürfte solange in diesen neuen Habitaten die maximalen, lokalen Populationsgrößen noch nicht erreicht sind die durch diese künstlichen Habitate versorgt werden können. Insofern könnten wir hier einen Trend beobachten, der wie bei den spanischen Mauremys leprosa (Franch et al., 2015) dazu führt, dass sich die Populationen weiterverbreiten und erholen.

Literatur

Franch, M., A. Montori, N. Sillero & G. A. Llorente (2015): Temporal analysis of Mauremys leprosa (Testudines, Geoemydidae) distribution in northeastern Iberia: unusual increase in the distribution of a native species. – Hydrobiologia 757: 129-142 oder Abstract-Archiv.

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