Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Attum - 2011 - 01

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Attum, O., M. Otoum, Z. Amr & B. Tietjen (2011): Movement patterns and habitat use of soft-released translocated spur-thighed tortoises, Testudo graeca. – European Journal of Wildlife Research 57(2): 251-258.

Bewegungsmuster und Habitatnutzung bei auf weiche Art umgesiedelten Maurischen Landschildkröten, Testudo graeca.

DOI: 10.1007/s10344-010-0419-4 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Wildtierumsiedlungen, also das notwendige Verbringen von Wildtieren von einem angestammten Lebensraum zu einem anderen innerhalb deren Verbreitungsgebiets, werden zunehmend als eine Methode zur Arterhaltung benutzt, um vom Aussterben bedrohte Spezies zu erhalten. Das Ziel dieser Studie ist das Bewegungsmuster sowie die Mikro- und Makrohabitatnutzung von umgesiedelten Maurischen Landschildkröten im Vergleich zu ortsansässigen zu untersuchen. Die Umsiedlung selbst wurde als „weiche Umsiedlung“ bezeichnet, weil die Schildkröten zu einer gewissen Inaktivität gezwungen waren, da die Umsiedlung bzw. Aussetzung der Tiere zu Beginn der Aestivationssaison (Trockenruhe) erfolgte. Unsere Ergebnisse lassen vermuten, dass die erzwungene Aestivation dahingehend erfolgreich sein könnte, dass die ausgewilderten Schildkröten gezwungen waren, sich länger am Auswilderungsort aufzuhalten, da unsere Daten zeigen, dass die Mehrheit der ausgewilderten Tiere vergleichbare Aktivitätsradien und Bewegungsmuster wie die ortsansässigen Schildkröten zeigten. Die Erhaltung Maurischer Landschildkröten erfordert den Habitatschutz auf vielfältigen Ebenen durchzuführen, wobei der Erhaltung der natürlichen Wälder in Jordanien eine besondere Rolle zukommt, da diese sowohl für die aktive Zeit als auch für die Aestivation/Hibernation der Landschildkröten äußerst wichtig sind. Denn die Schildkröten nutzen und besiedeln diese Waldhabitate (Makrohabitat) signifikant häufiger als alle anderen vom Menschen modifizierten Habitate. Habitatstrukturen wie Anhäufungen von Laubstreu sowie das Vorkommen größerer Steinformationen scheinen auch in den vom Menschen modifizierten Habitaten von größerer Bedeutung zu sein, da diese Komponenten auch dazu beitragen, eine weitere Habitatverschlechterung zu reduzieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Untersuchung adressiert eine Möglichkeit, die Abwanderung von umgesiedelten Landschildkröten aus dem neuen Lebensraum zu minimieren, indem man sie zu einer Zeit umsiedelt, in der sie sehr inaktiv sind. Allerdings sollten wir dabei nicht vergessen, dass es dabei auch immer darauf ankommt, wie viele neue Mikrohabitate einschließlich Nahrung etc. für die neu eingebrachten Tiere vorhanden sind. Denn das hat sowohl Auswirkungen auf die ortsansässigen Schildkröten, als auch auf die Ausgewilderten und bestimmt für beide Gruppen wohl auch wesentlich den Konkurrenzdruck auf die vorhandenen Ressourcen. Insofern sind solche Aktionen immer im Einzelfall zu beurteilen, und der Erfolg der jeweiligen Maßnahme wird immer davon abhängen, wie viele Ressourcen ein Makrohabitat bietet und wie sie sich darin verteilen, denn die Tiere müssen um langfristig überleben zu können zwangsläufig ihre Mikrohabitate in ausreichender Menge finden können (siehe dazu Ashton & Burke 2007, Bertolero et al. 2007) . Hier wird auch deutlich, dass man solche Befunde nicht universell auf jede Lokalität übertragen kann, denn wie Anadon et al. (2006) beschrieben, gibt es auch Regionen in denen die Schildkröten gerade vom Menschen modifizierte, aber nicht mehr intensiv genutzte Lebensräume bevorzugen. Was vielleicht daran liegt, dass es im klimatisch heißeren und trockneren Jordanien gerade die natürlichen Wälder sind, die optimale klimatische und Ernährungsbedingungen bieten.

Literatur

Anadon, J. D., A. Gimenez, I. Perez, M. Martinez & M. A. Esteve (2006): Habitat selection by the spur-thighed tortoise Testudo graeca in a multisuccessional landscape: Implications for habitat management. – Biodiversity and Conservation 15(7): 2287-2299 oder Abstract-Archiv.

Ashton, K. G. & R. L. Burke (2007): Long-term retention of a relocated population of gopher tortoises. – Journal of Wildlife Management 71(3): 783-787 oder Abstract-Archiv.

Bertolero, A., D. Oro, & A. Besnard (2007): Assessing the efficacy of reintroduction programmes by modelling adult survival: the example of Hermann's tortoise. – Animal Conservation 10(3): 360-368 oder Abstract-Archiv.

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