Galapagos-Riesenschildkröte, Chelonoidis nigra, wird mit einem Apfel aus der Unterkunft gelockt – © Hans-Jürgen Bidmon

Miller - 2004 - 01

Miller, D., J. Summers & S. Silber (2004): Environmental versus sex determination: a possible factor in dinosaur extinction? – Fertility and Sterility 81(4): 954-964.

Umweltabhängige versus genetischer Geschlechtsbestimmung: Ein möglicher Faktor für das Aussterben der Dinosaurier?

DOI: 10.1016/j.fertnstert.2003.09.051 ➚

Diese Studie evaluiert die Möglichkeit, ob sich die genetisch basierten Geschlechtsbestimmungsmechanismen in der Evolution entwickelten, um ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis zu gewährleisten und ob diese Art der Temperatur-unabhängigen Geschlechtsbestimmung den seit langem ausgestorbenen Reptilien, insbesondere den Dinosauriern nicht zur Verfügung stand. Dazu wurden umfassende Literaturrecherchen zu molekularen und phylogenetischen Beziehungen zwischen den Reproduktionsmodi und der Geschlechtsbestimmung bei ausgestorbenen und rezenten Arten durchgeführt. Säuger, Vögel, alle Schlangen, die meisten Echsen, Amphibien und einige gonochoristische Fische haben eine spezifische genetische Geschlechtsbestimmung (GSD) mittels geschlechtsbestimmender Chromosomen. Einige Reptilien einschließlich aller bekannter Krokodile und viele Wasser- und Landschildkrötenarten, und einige Echsen nutzen die umweltabhängige oder temperaturabhängige Geschlechtsbestimmung (TSD). Wir konnten zeigen, dass verschiedene Variationen der GSD mehrmals parallel und unabhängig von einander in den unterschiedlichen Ordnungen entstanden sind. Tiere, die TSD nutzen, unterliegen in hohem Maße dem Risiko des Reproduktionsverlusts bei einer ungünstigen Verschiebung des Geschlechterverhältnisses zugunsten von Männchen aufgrund von andauernden Temperaturverschiebungen. Solche Temperaturverschiebungen könnten bei der Selektion Arten mit GSD bevorzugen. Allerdings ist ein langfristig anzusehender Nachteil der GSD, dass das männliche Sexchromosom sich nicht rekombinieren kann, was zu seinem Verfall und zum Verlust von Spermiogenesegenen führt. Globale Veränderungen in der Temperatur könnte das Geschlechterverhältnis von vielen Arten mit TSD so verschoben haben, dass dies einer der Faktoren war, der zu ihren Aussterben wesentlich beigetragen haben könnte. Davon könnten insbesondere die Dinosaurier betroffen gewesen sein, wenn die Verschiebung dazu führte, dass sich nur noch Männchen entwickelten. Die derzeit zu beobachtende globale Erderwärmung stellt ebenso ein Risiko für rezente, TSD nutzende Spezies dar.