Arrauschildkröte, Podocnemis expansa, ein Schlüpfling – © Camila R. Ferrara

Freda - 2016 - 01

Freda, F. P., V. C. D. Bernardes, C. C. Eisemberg, C. Fantin & R. C. Vogt (2016): Relationship between multiple paternity and reproductive parameters for Podocnemis sextuberculata (Testudines: Podocnemididae) in the Trombetas River, Brazil. – Genetics and Molecular Research 15(1): gmr.15017335.

Die Beziehung zwischen multiplen Vaterschaften und den Reproduktionsparametern bei Podocnemis sextuberculata (Testudines: Podocnemididae) im Trombetas-Fluss, Brasilien.

DOI: 10.4238/gmr.15017335 ➚

Arrauschildkröte, Podocnemis expansa, – © Mario Herz
Arrauschildkröte,
Podocnemis expansa,
ein Schlüpfling
© Mario Herz

Genetische Studien zum Nachweis multipler Vaterschaften sind wertvolle Methoden, um Informationen über die Reproduktionsbiologie von Schildkröten zu gewinnen. Wir analysierten hier die Vaterschaften bei Podocnemis sextuberculata und setzten die Anzahl der verschiedenen Väter pro Gelege in Bezug zur Ablageperiode (Beginn, Mitte und Ende der jeweiligen Nistsaison), der Gelegegröße (Anzahl der Eier), der Weibchengröße und dem Schlupferfolg. Die Weibchen wurden gefangen und es wurde die lineare Carapaxlänge während der 60 Tage andauernden Nistsaison im Rio Trombetas Naturschutzresevat (Pará, Brasilien) gemessen. Die Nester wurden markiert und Blutproben wurden bei den Schlüpflingen entnommen. Es wurden sechs heterologe Genloci, fünf von Podocnemis unifilis und einer von Podocnemis expansa verwendet. Es wurden Schlüpflinge aus 23 Nestern untersucht. Die Rate der multiplen Vaterschaften lag bei 100 %. Die durchschnittliche Anzahl der Väter lag pro Gelege lag bei sechs (± 0,9) und es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen der Anzahl der Väter pro Gelege und der Nistperiode. Ebenso gab es keine signifikante Beziehung zwischen der Anzahl der Väter eines Geleges und der jeweiligen Weibchengröße oder der Schlupfrate. Allerdings war die Anzahl der Väter pro Nest positiv korreliert mit der Gelegegröße (Spearman Korrelation rho = 0,47; P > 0,05). Nach unserem Wissen ist dies die erste Studie, die die Beziehung zwischen multiplen Vaterschaften und ökologischen Aspekten der Reproduktionsbiologie bei Schildkröten der Gattung Podocnemis untersucht hat.

Terekay-Schienenschildkröte, Podocnemis unifilis, – © José Erickson
Terekay-Schienenschildkröte,
Podocnemis unifilis,
© José Erickson

Kommentar von H.-J. Bidmon

Da Podocnemis fast ganzjährig einem hohen Bejagungsdruck ausgesetzt ist und wie des Öfteren beschrieben die großen eiertragenden Weibchen bevorzugt zur Ernährung gefangen werden, stellt sich die Frage, ob diese hohe Anzahl der Väter pro Gelege natürlich ist, oder ob sie dadurch zustande kommt, dass die wenigen verbliebenen Weibchen von vielen Männchen gepaart werden. Insofern wäre es gut, um wirklich aussagekräftige Daten zu erhalten, auch festzustellen wie viele Weibchen von den gleichen Männchen befruchtet wurden und wie hoch der Verwandtschaftsgrad väterlicherseits zwischen den Schlüpflingen aus unterschiedlichen Nestern ist. Insofern auch wieder eine Studie, die anhand einer weiteren Schildkrötenspezies zeigt, wie wichtig für diese Tiergruppe die Aufrechterhaltung eines hohen Genflusses innerhalb der Population zu sein scheint (siehe auch Kommentar zu McGuire et al. 2013).

Literatur

McGuire, J. M., K. T. Scribner & J. D. Congdon (2013): Spatial aspects of movements, mating patterns, and nest distributions influence gene flow among population subunits of Blanding’s turtles (Emydoidea blandingii). – Conservation Genetics 14(5): 1029-1042 oder Abstract-Archiv.

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