Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Dumitrache - 2012 - 01

Dumitrache, M. O., Z. Kalmar, A. D. Sandor, M. Lefkaditis, C. M. Gherman & V. Cozma (2012): Zoonotic pathogens associated with Hyalomma aegyptium in endangered tortoises: evidence for host-switching behaviour in ticks? – Parasites & Vectors 5(1): 301.

Zoonotische Pathogene assoziiert mit Hyalomma aegypticum in bedrohten Landschildkröten: Beweise für Wirtswechsel assoziiertes Verhalten bei Zecken?

DOI: 10.1186/1756-3305-5-301 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Hintergrund:
Hyalomma aegyptium ist eine harte Zecke mit einem typischen drei Wirte umfassenden Lebenszyklus. Der Hauptwirt sind palearktische Landschildkröten der Gattung Testudo. Allerdings können unter natürlichen Bedingungen andere Wirtstiere von noch nicht geschlechtsreifen Zecken genutzt werden. Unter der Voraussetzung dieser komplexen Ökologie und dem multiplen Wirtsgebrauch ist die Zirkulation von Krankheitserregern zwischen den Wirten bedingt durch den potentiellen Überträger, H. aegyptium aus epidemiologischer Sicht von Bedeutung. Das Ziel dieser Studie war zu untersuchen, welche Rolle H. aegyptium als natürlicher Überträger von vier wichtigen zoonotischen Pathogenen spielt.
Methoden:
Von 2008 bis 2011 wurden 448 H. aegyptium Zecken von 45 Maurischen Landschildkröten, Testudo graeca in Rumänien gesammelt. Deren DNS wurde für jede einzelne Zecke mit einem kommerziellen Kit extrahiert. Die DNS wurde auf das Vorhandensein von spezifischen Sequenzen von Borrelia burgdorferi s.l., Anaplasma phagocytophilum, Ehrlichia canis und Coxiella burnetii mit der PCR in Anlehnung an früher beschriebene Protokolle hin analysiert.
Ergebnisse:
Die PCR-Analysen der H. aegyptium zeigten das Vorhandensein von A. phagocytophilum (18,8 %), E. canis (14,1 %) und C. burnetii (10 %). 32,4 % der Zecken waren mit mindestens einem der Pathogene infiziert und 9,8 % wiesen Koinfektionen auf. Die Stadien, die am häufigsten infiziert waren, waren Nymphen (50 %), gefolgt von Männchen (33,9 %) und Weibchen (27 %). Die Anzahl von Schildkröten, die infizierte Zecken trugen, lag bei 27 von 45 (60 %). Von allen untersuchten T. graeca, trugen 40 % Zecken, die mit A. phagocytophilum infiziert waren, 46,7 % zeigten Zecken, die mit E. canis, und 33,3 % Zecken, die mit C. burnetii infiziert waren. Diese Studie berichtet erstmalig von der Präsenz von A. phagocytophilum und E. canis bei H. aegyptium.
Schlussfolgerung:
Das Vorliegen einer relative hohen Prävalenz für drei wichtige zoonotische Pathogene bei H. aegyptium wirft die Frage über deren epidemiologische Bedeutung in Bezug auf die Krankheitsökologie auf. Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Landschildkröten selbst ein Wirtsreservoir für A. phagocytophilum und E. canis darstellen, aber beide Pathogene in H. aegyptium weit verbreitet sind, liefert dieser Befund einen wichtigen Hinweis dafür, dass es erstens zu häufigeren Wirtswechseln zwischen potentiellen Erregerreservoiren durch die Zecken kommt (z. B. Igeln) und dass es zweitens zu einer transstadialen Übertragung kommt. Wenn wir dann noch zusätzlich das Vorkommen von C. burnetii berücksichtigen, können wir daraus schließen, dass T. graeca und ihre Zecken viel intensiver und genauer untersucht werden sollten, dahingehend welche Rolle sie aus öko-epidemiologischer Sicht als zoonotische Krankheitsverbreiter spielen.

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